Der Holzraub

Klageschrift aus dem bayrischen Hauptstaatsarchiv – Reichskammergericht – Band 2 – Nr. 429 bis 868 (Buchstabe B) – Nr. 515

Kläger:
Bischof Philipp Anton von Bamberg sowie Präsident, Kanzler und Räte seiner Regierung zu Bamberg

Beklagter:
Kanzler und Räte der Regierung des Markgrafentums Brandenburg – Bayreuth sowie der nachgeordnete Beamte Heinrich Nikolaus Bischof zu Schreez, ferner Markgraf Friedrich von Brandenburg – Bayreuth als Intervenient.

Prokuratoren des Klägers:
Lic. Johann Wilhelm Weylach und (subst.) Lic. Johann Adam Bissing (1753)

Prokuratoren des Beklagten:
Dr. Johann Jakob von Zwierlein und (subst.) Lic. L(ukas) A(ndreas) von Bostell (1753)

Streitgegenstand:
Auseinandersetzung um wechselseitige Pfändungen.
Mitte Mai 1752 unternahm mitbekl. Amtmann einen bewaffneten Einfall in die fürstbischöflichen landesherrlichen fraischlichen und vogteilichen Obrigkeit unterworfene Einöde Schöchleins. Hans Schatz, dem Inhaber des dem Hochstift lehenbaren Hofguts, und mehreren Angehörigen, insbesondere der Tochter Margaretha Schatz, wurden erhebliche Verletzungen zugefügt; zwei Zugochsen und drei Kühe wurden gepfändet. Bemühungen um Rückerstattung der gepfändeten Tiere und um Schadenersatz blieben erfolglos.
Kl. Bischof bezeichnet dies als landfriedensbrüchigen Einfall in sein Territorium. Intervenient bestreitet die kamerale Zuständigkeit: die Klage gegen Regierung und Amtmann müsse, da diese dem Reich nicht unmittelbar unterworfen seien, vor seinem Hof – und Obergerichten, allenfalls vor den Austrägern erhoben werden. In der Hauptsache gibt er an: zwei Bauernburschen aus Glashütten hätten im Frühjahr 1752 Holz im Wert von kaum 1 fl fr. (entspricht heute etwa 60€) aus einem auf markgräflichem Territorium gelegenen bambergischen Waldstück in ein benachbartes brandenburgisches Gehölz geschleppt; zum Weitertransport hätten sie sich vom dortigen Schuhmacher Hans Förster zwei Zugochsen und einen Schlitten geliehen; beim Aufladen der kl. Waldbereiter aus Volsbach (es handelte sich um den fürstbischöflichen Wildmeister Schlör) überrascht und ihnen die beiden Ochsen abgepfändet; weil die Gegenseite die Herausgabe der auf markgräflichem Territorium weggenommene Tiere und die Stellung des Waldbereiters als Frevler verweigert habe, sei zu den Gegenmaßnahmen geschritten worden.
Auf Paritorialurteile vom 20. Sept. 1754, 31. Okt. und 23. Dez. 1761 hin wird kl. Seite am 24. März 1763 nach entsprechender Eidesleistung der Ersatz von 746 fl rh. an Schäden sowie von 183 fl rh., am 8. Juni 1764 von weiteren 40 ¼ fl rh. an Gerichtskosten zuerkannt.
Am 23. Dez. 1763 ergeht ein Paritorialurteil.
Instanzen:
Reichskammergericht 1753-1808 (1753-1764)

Vermerke und Beweise:
Auszüge aus Waischenfelder Kasten- und Steuerrechnungen, Huldigungsrollen und Fraischbuch 1601-1751 (Q 4-6)
Attest des Bader Johann Bauernschmidt über die Hans Schatz, dessen Ehefrau, Tochter und Sohn zugefügten Verletzungen 1752 (Q8)
Plan des Geometers Adam Heinrich Mahr vom Gebiet zwischen Truppach, Mistelgau, Schöchleins und Wohnsgehaig 1752 (Q10, jetzt PlSlg 10280)
Zeugenaussagen vor Notaren sowie den Ämtern zu Schreez und Waischenfeld 1753-1762 (Q19, 41, 45, 48, 49)
Plan des markgräflich brandenburgischen Ingenieurskapitäns Johann Adam Riediger vom Gebiet zwischen Schöchleins, Gollenbach und Glashütten 1753 (Q20, jetzt PlSlg 10281)
Beilagen zu Duplik (Q30): Privileg Kaiser Karls IV. für Burggraf Friedrich V. von Nürnberg 1363 (Nr. XVI)
Konfirmationen des inserierten Evokationsprivilegs Kaiser Karls IV. für Burggraf Friedrich V. von Nürnberg 1363 durch König Ruprecht 1407 und Kaiser Siegmund 1433 (Nr. XVII, XVIII); Privileg Kaiser Friedrichs III. für Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg – Ansbach wegen Abforderung von Dienern und Untertanen 1456 (Nr. XIX), Zeugenaussage vor Stadtvogteiamt zu Bayreuth 1754 (Nr. XXV)
Aufstellungen über kl. Prozesskosten 1753-1764 (Q35, 53)
Aufstellungen über von Hans Schatz geltend gemachte Schäden (Q36, 43)
Hinweise auf Umfang des Aktes bei mehr als 1cm Stapelhöhe: 8cm
Akt Reichskammergericht Nr. 3500
Schögleins, ein einzelner Hof, Johann Schatz – Unterthan

Zeugen:
Martin Schatz, Schögleins
Michael Haaß, Steifling
Georg Schatz, Schögleins
Hannß Wolff, Wohnsgehay – Schwager des Johann Schatz
Hannß Täuber, Wohnsgehay – Wirth
Die mittlere Tochter Margaretha Schatz bekam einen Schlag auf den Kopf und hatte als Folge die hinfallende Krankheit.